Laut bisheriger Untersuchungen reicht allein die Möglichkeit im Homeoffice arbeiten zu können, damit Beschäftigte einsatzbereiter, zufriedener, engagierter und produktiver sind. Durch dieses Angebot wird das Vertrauen zwischen Arbeitgeberinnen, Arbeitgebern und Beschäftigten gestärkt. In der Studie des WSI gaben knapp 52 Prozent der Beschäftigten an, mit Home-Office die Vereinbarkeit von Beruf und Familie beziehungsweise Privatleben zu verbessern. Dabei macht ein gutes Drittel (knapp 34 Prozent) der Beschäftigten ausschließlich positive Vereinbarkeitserfahrungen. Knapp 50 Prozent der Beschäftigten erleben dagegen, dass die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit durch Home-Office verschwimmt.
Betriebliche Vereinbarkeitskultur stärkt positive Homeoffice-Erfahrungen
Ein wesentlicher Faktor dafür, dass positive Erfahrungen mit Homeoffice-Modellen gesammelt werden, sind vor allem betriebliche Vereinbarkeitsmaßnahmen für Beschäftigte und Führungskräfte, Fairness von Vorgesetzten und klare Rahmenbedingungen.
Bieten Unternehmen beispielsweise Aufstiegsmöglichkeiten in Teilzeit, lagen die positiven Erfahrungen bei 49 Prozent. In Unternehmen ohne entsprechende Vereinbarungen lag sie bei 30,6 Prozent. Wird der Frauenanteil im Unternehmen durch flexible Arbeitsarrangements gefördert, steigt die Wahrscheinlichkeit für positive Erfahrungen von durchschnittlich 30 Prozent auf 42 Prozent. Nach Ansicht der Studienautorin tragen diese Maßnahmen dazu bei, die betriebliche Vereinbarkeitskultur zu verbessern und die Präsenzkultur in Unternehmen zu schwächen. Entscheidend sei, dass diese Instrumente auch auf der Führungsebene umgesetzt werden, da Führungskräfte Vorbilder für die Beschäftigten sind und die Betriebskultur prägen.
Fair, sicher und berechenbar: Homeoffice braucht einen zuverlässigen Rahmen
Ebenfalls eine wichtige Rolle für die Erfahrungen im Homeoffice spielt, ob sich Beschäftigte von Vorgesetzten fair wahrgenommen fühlen. Fühlen sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von ihren Vorgesetzten überhaupt nicht gerecht behandelt, liegt die Wahrscheinlichkeit für positive Erfahrungen mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie durchschnittlich bei knapp vier Prozent. Empfinden sie sich dagegen in allen Aspekten gerecht beurteilt, steigt die Wahrscheinlichkeit auf 53 Prozent. Fairness vermittle den Beschäftigten ein Gefühl von Sicherheit und Berechenbarkeit, was beim Arbeiten im Homeoffice eine hohe Bedeutung habe.
Zudem sollten Personalverantwortliche für eine gelingende Vereinbarkeit darauf achten, dass der zeitliche Rahmen und der geforderte Arbeitsumfang im Homeoffice passend sind. Arbeiten Beschäftigte innerhalb der normalen Arbeitszeiten zu Hause, liegt die Wahrscheinlichkeit für ausschließlich positive Vereinbarkeitserfahrungen bei 58 Prozent. Verlagert sich das Homeoffice dagegen in die Freizeit, sind positive Erfahrungen lediglich mit einer Wahrscheinlichkeit von 21 Prozent verbunden. Als förderlich für die Work-Life-Balance empfinden es 53 Prozent der Befragten darüber hinaus, wenn sie ganze Tage im Homeoffice verbringen können. Stundenweises Homeoffice sehen nur 29 Prozent als positiv an. Wichtig sind für die Beschäftigten außerdem vertragliche Regelungen für das Arbeiten im Homeoffice. Wer einen vertraglich festgelegten Anspruch auf Homeoffice hat, sammelt laut der Studie mit einer Wahrscheinlichkeit von 46 Prozent gute Erfahrungen. Ohne vertragliche Regelungen sind es 32 Prozent. Tatsächlich haben bisher jedoch erst 17 Prozent der im Homeoffice Arbeitenden eine vertragliche Regelung.
Basis für die Untersuchung des WSI sind Daten des Linked Personnel Panels (LPP) aus den Jahren 2014 und 2015. Mit dieser Datenerhebung erforscht das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) Digitalisierung und Arbeitsqualität. Seit 2012 werden dafür in regelmäßigen Abständen Beschäftigte und Unternehmen zu Veränderungen in der Arbeitswelt durch die Digitalisierung befragt. Das Arbeiten im Homeoffice ist dabei einer der Schwerpunkte.