Männerperspektiven: Einstellungen von Männern zu Gleichstellung und Gleichstellungspolitik
In einer sozialwissenschaftlichen Repräsentativbefragung geht das DELTA-Institut für Sozial- und Ökologieforschung GmbH der Frage nach, wie Männer heute auf das Thema Gleichstellung blicken und wie sich die Einstellungen dazu in den vergangenen Jahren verändert haben. Die Studie knüpft damit die vorherige Untersuchung aus dem Jahr 2007 „Männer. Rolle vorwärts – Rolle rückwärts“ sowie die Studie „Männer-Perspektiven. Auf dem Weg zu mehr Gleichstellung?“ aus dem Jahr 2015 an.
Insgesamt zeigt die Studie im Vergleich zum Jahr 2015 positive Entwicklungen bei zentralen gleichstellungsrelevanten Einstellungen von Männern. 84 Prozent der befragten Männer betrachten eine geschlechtergerechte Gleichstellung als wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhang. Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Unternehmen sowie die Akzeptanz zur Reduzierung der Erwerbstätigkeit von Männern erachtet die große Mehrheit als bedeutsam. Die Zustimmung zu einer aktiven Vaterschaft von Anfang gewinnt ebenfalls an Bedeutung. So teilen im Vergleich zur Befragung vor acht Jahren 32 Prozent weniger Männer die Einstellung, dass die Frau in den ersten Monaten nach der Geburt zuhause bleiben sollte und die Kinderbetreuung übernimmt. Gleichzeitig sprechen sich mehr Männer dafür aus, dass eine beidseitige Berufstätigkeit in einer Partnerschaft wichtig sei.
Handlungsbedarf und Schlussfolgerungen
Trotz dieser positiven Tendenzen zeigen die Ergebnisse jedoch weiterhin dringenden gleichstellungspolitischen Handlungsbedarf. Denn obwohl Gleichstellung von Männern immer mehr Zuspruch gewinnt, nimmt die Zustimmung zu einer Gleichstellungspolitik weiterhin ab. Der Anteil an Männern mit antifeministischen Einstellungen ist zwar kleiner geworden, doch noch immer sind über 30 Prozent für diese Haltungen empfänglich. Nur knapp ein Viertel befürwortet eine aktiv-offensive Gleichstellungspolitik und der Anteil der Gegner einer Gleichstellungspolitik ist über die Jahre auf etwa ein Fünftel gewachsen.
Als politische Schlussfolgerung sieht die Studie daher eine Berücksichtigung dieser unterschiedlichen Ausgangslagen bei der Umsetzung der Gleichstellungspolitik. So sollten Befürwortende weiterhin in ihren Einstellungen gestärkt werden und bisher wenig an Gleichstellung Interessierte mit einladenden Maßnahmen zu einer gleichstellungsorientierten Politik überzeugt werden. Antifeministischen Positionen wiederum sollten klare Grenzen gesetzt werden. Als zentrales Element wird außerdem die Förderung einer geschlechtergerechten Sorgearbeit gesehen. Dazu zählt sowohl eine geschlechtergerechte Personalpolitik in Unternehmen als auch die Förderung und Akzeptanz von Teilzeitmodellen sowie der Ausbau der Partnermonate beim Elterngeld. Um das Thema weiter in die Gesellschaft zu tragen, empfiehlt die Studie außerdem den Ausbau von geschlechterreflektierenden Beratungs- und Bildungsangeboten für Männer.