Unbezahlte Sorgearbeit fairer verteilen Den Gender Care Gap überwinden

Frau, Mann stehend, zwei Jungen sitzend am Esstisch
© Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Die Broschüre fasst den aktuellen Forschungsbericht „Projekt Gender Care Gap“ zusammen und soll die Grundlage für eine gesellschaftliche Diskussion über eine gerechtere Aufteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit bilden. Denn eine partnerschaftliche Verteilung der unbezahlten Sorgearbeit stellt einen wichtigen Schlüssel für die Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt und damit für das Erreichen der Gleichstellung dar.

Gender Care Gap: Unbezahlte Sorgearbeit kostet finanzielle Eigenständigkeit

Durch zahlreiche politische und gesetzliche Reformen in den vergangenen Jahren sind immer mehr Frauen und Mütter erwerbstätig. Zudem ist die Dauer der familienbedingten Erwerbsunterbrechungen deutlich kürzer geworden und mehr Männer als früher nehmen Elternzeit. Dennoch verwenden Frauen im Vergleich zu Männern immer noch weniger Zeit für Erwerbstätigkeit und leisten gleichzeitig mehr unbezahlte Sorgearbeit. Dadurch erwirtschaften sie weniger Ansprüche auf eine eigenständige Existenzsicherung im Alter.

Aus dieser Lücke zwischen den Geschlechtern bei der Sorgearbeit – Gender Care Gap – entstehen in der Folge der Gender Pay Gap und im Alter der Gender Pension Gap:

  • Der Gender Care Gap in Deutschland betrug 2022 44,3 Prozent: Frauen haben im Jahr 2022 pro Woche durchschnittlich rund 9 Stunden mehr unbezahlte Arbeit geleistet als Männer, das entspricht 1 Stunde und 19 Minuten pro Tag. 
  • Im Durchschnitt verdienten Frauen in Deutschland 2023 in Bruttostundenlöhnen 18 Prozent weniger als Männer;
  • Noch größer ist die Rentenlücke: 2021 bezogen Frauen in Deutschland im Schnitt 42,6 Prozent weniger Rente als Männer.

Gesellschaftliche Rahmenbedingungen beeinflussen ungleiche Aufteilung der Care-Arbeit

Wie innerhalb einer Familie die Sorgearbeit verteilt wird, ist auf den ersten Blick eine private Entscheidung. Beeinflusst wird sie jedoch von den Rahmenbedingungen, die Gesetze, Unternehmen und Infrastruktur vorgeben. Hinzu kommen gesellschaftliche Wertvorstellungen.

Studien zeigen, dass Paare vor der Geburt eines Kindes die Haus- und Erwerbsarbeit relativ partnerschaftlich umsetzen. Die nach wie vor weit verbreitete traditionelle Verteilung von Erwerbs- und unbezahlter Sorgearbeit – Mütter reduzieren ihre Arbeitszeit, während Väter meist weiter in Vollzeit arbeiten und somit das Familieneinkommen sichern - entsteht meist erst im Laufe der Zeit. Als Knotenpunkte im Lebenslauf macht die Forschung dabei die Gründung einer Familie, den Wiedereinstieg in den Beruf und die Pflege von Angehörigen aus. Einmal gestellte Weichen lassen sich dabei in der Regel nur schwer wieder rückgängig machen.

Die Reduzierung des Gender Care Gap ist eine Langzeitaufgabe. Entscheidend ist, dass die Rahmenbedingungen eine partnerschaftliche Verteilung der unbezahlten Sorgearbeit für Frauen und Männer gleichermaßen attraktiv machen.