Migration & Arbeitsmarkt Zahlen, Daten, Fakten: Zugewanderte Frauen auf dem Arbeitsmarkt

Zwei Frauen in Arbeitskleidung stehen in einer Industriehalle.
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Die Integration von zugewanderten Frauen in den Arbeitsmarkt ist ein bedeutender Aspekt der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Integration von Migrantinnen. Zugleich stehen zugewanderte Frauen oft vor besonderen Herausforderungen, die von kulturellen Barrieren bis hin zu strukturellen Ungleichheiten reichen.

Unterschiedliche Erwerbstätigenquoten zugewanderter Frauen und Männer

Unabhängig von ihrer Herkunft sind zugewanderte Frauen – insbesondere kurz nach der Einwanderung – seltener erwerbstätig als Männer. Die Erwerbstätigkeit von zugewanderten Menschen in Deutschland steigt demnach mit der Aufenthaltsdauer, jedoch ist der Anstieg bei geflüchteten Männern deutlich stärker ausgeprägt als bei Frauen. Der Unterschied zwischen den Erwerbstätigenquoten von geflüchteten Frauen und Männern liegt bei Neuangekommenen noch bei 7 Prozent, während es nach vier Jahren bereits 38 Prozentpunkte sind. Obwohl zugewanderte Frauen insgesamt deutlich weniger erwerbstätig sind als Männer (27 Prozent vs. 61 Prozent), wird die Lücke zunehmend kleiner (vgl. IAB 2021). Das wird auch in einem Bericht zu den Erwerbschancen geflüchteter Frauen in Deutschland des Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW)aus dem Jahr 2023 deutlich. Demnach steigt die Erwerbsbeteiligung von Frauen allmählich und hat sich zwischen 2017 und 2020 verdoppelt (vgl. DIW 2023).

Berufsbildung zugewanderter Frauen

Der Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt wird zugewanderten Frauen häufig durch ein niedriges Bildungsniveau, begrenzte Berufserfahrung vor der Flucht und geringe Sprachkenntnisse erschwert. Laut dem DIW verfügt fast die Hälfte der geflüchteten Frauen nur über einen Grundschulabschluss und 20 Prozent über einen Abschluss der Sekundarstufe I sowie weitere 18 Prozent der Sekundarbereich II. Nur knapp drei Prozent verfügen über einen Bildungsabschluss, der einer Berufsausbildung entspricht.

Gleichzeitig nehmen immer mehr zugewanderte Frauen hiesige Bildungsangebote in Anspruch. Laut Befragungen absolviert die Mehrheit der Frauen in Bildungsprogrammen zwischen 2016 und 2020 eine berufliche Ausbildung (64 Prozent). 14 Prozent besuchen eine allgemeinbildende Schule, 12 Prozent eine Hochschule und der Rest befindet sich in Umschulung oder Weiterbildungsangeboten (vgl. DIW 2023).

Ungünstige Ausgangslage für zugewanderte Frauen im deutschen Arbeitsmarkt

Aktuelle Analysen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigen außerdem, dass die Erwerbstätigkeit und die Löhne von Geflüchteten insgesamt deutlich steigen und sich sechs Jahre nach der Ankunft in Deutschland signifikante Fortschritte in der Arbeitsmarktintegration zeigen. Jedoch besteht insbesondere für Frauen in mehreren Dimensionen der Arbeitsmarktintegration ein starkes Ungleichgewicht, was unter anderem auf die Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen zurückzuführen ist und zu einem geringeren Beschäftigungsumfang und niedrigeren Einkommen von Frauen führt (vgl. IAB 2023).

Insgesamt führen Hindernisse wie ein niedrigeres Bildungsniveau, mangelnde Deutschkenntnisse und traditionelle Geschlechterrollen zu ungünstigeren Ausgangslagen für zugewanderte Frauen. So sehen sich 70 Prozent der nicht erwerbstätigen Frauen nicht in der Lage kurzfristig eine Beschäftigung aufzunehmen. Im Vergleich dazu verneinen nur 28 Prozent der Männer diese Frage.

Die Studie des DIW bilanziert damit ein ungenutztes Arbeitskräftepotenzial. Um dies zu ändern, sei der Ausbau bestehender Integrations- und Sprachprogramme erforderlich, die vermehrt auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten sind, sowie eine stärkere Berücksichtigung von Betreuungsmöglichkeiten für Kinder (vgl. DIW 2023).

Ukrainische Geflüchtete auf dem Arbeitsmarkt

Mit mehr als einer Millionen Menschen ist Deutschland eines der wichtigsten Zielländer für ukrainische Geflüchtete. So stellt eine erfolgreiche Integration dieser Menschen eine zentrale Herausforderung dar. Die Fluchtmigration aus der Ukraine umfasst insbesondere Frauen, Kinder und ältere Menschen. 80 Prozent der erwerbstätigen ukrainischen Geflüchteten sind Frauen, etwa die Hälfte davon mit minderjährigen Kindern. Auch hier zeigt sich, dass die Erwerbstätigenquote in Zusammenhang steht mit den im Haushalt lebenden Kindern und sich geschlechterspezifische Unterschiede zeigen: So liegt der mittlere Verdienst von geflüchteten Frauen deutlich unter dem geflüchteter Männer, was insbesondere auf den höheren Anteil an Teilzeitarbeit von Frauen zurückgeführt werden kann (vgl. IAB 2023).