Erfolgsgeschichte Unternehmensgründung Wiedereinstieg als Gründerin nach langjähriger Familienphase


Porträt Sabine Harms
© Sabine Harms

"Durch das Feedback in der Summer-School habe ich begriffen, dass ich durchaus groß denken darf. Dass ich als Frau mit 22 Jahren Familienzeit Wissen und Kompetenzen habe, mit denen ich erfolgreich sein kann".

Sabine Harms

Familienkompetenzen

"Nach der mittleren Reife habe ich eine Ausbildung als Arzthelferin absolviert, noch ein Jahr gearbeitet und dann meine drei Kinder im Abstand von jeweils knapp drei Jahren bekommen. Ich habe mich ganz bewusst dafür entschieden, bei meinen Kindern zu Hause zu bleiben und Zeit für sie zu haben. Nun sind die Kinder erwachsen und bis auf die Jüngste auch schon aus dem Haus. Ich musste mir nach 22 Jahren Familienzeit überlegen, was ich nun anfange. Ich konnte mir nicht vorstellen in meinen erlernten Beruf zurückzukehren, obwohl ich ihn wirklich gern ausgeübt habe. Es hatte sich in den Jahren zu viel geändert. Aber das war nicht der eigentliche Grund. Ich hatte mich verändert. Nach all den Jahren Alltag in kompletter Eigenregie wollte ich nicht irgendeinen Job, nur um ein bisschen Geld zu verdienen."

Ein Traum?

"Ich spielte schon lange Jahre mit dem Gedanken, mich mit meiner Leidenschaft - dem Nähen - auf irgendeine Art und Weise selbständig zu machen. In den Jahren der Familienzeit habe ich viel und gern genäht, so meine Kinder eingekleidet und mein komplettes Umfeld mit handgefertigten Einzelstücken beglückt. Lange war es nur ein kleiner Gedanke irgendwo im Hinterkopf, ein Traum: Ach ja, wäre schön… So die Art Traum, die man sein Leben lang mit sich rumschleppt, aber eigentlich weiß, das wird nichts, aber träumen ist ja auch ganz nett. Als ich das Internet als grandiose Informationsquelle entdeckt hatte, war mein Traum gar nicht mehr so unrealistisch. Ich saugte Informationen auf wie ein Schwamm. Mit jeder beantworteten Frage tauchten mindestens zwei neue auf. Aber mein Wissen wuchs und damit auch die Sicherheit, dass ich eine Selbstständigkeit wagen wollte. Wie der Zufall es will, stieß ich bei meinen Recherchen auch auf das Angebot der Summer School 2017 und bewarb mich."

Summer School -  ein Wechselbad der Gefühle

"Ich fühlte mich zu Beginn mit meinen Ideen nicht ernst genommen, merkte aber schnell, dass das Problem bei mir lag. Wenn nicht mal ich genau weiß,  wofür ich stehe, wie sollen es andere verstehen? Also hieß es: Denken, Sortieren, Hinterfragen. Alles umschmeißen und wieder neu sortieren... Auf der fachlichen Ebene hat die Summer School mir gezeigt, dass es nicht darauf ankommt, was man mitbringt und vorzuweisen hat, sondern was man daraus macht. Ich fand es sehr hilfreich, nicht als Mutti mit x Kindern, sondern als Unternehmerin wahrgenommen zu werden, Fragen auf Augenhöhe zu diskutieren, nicht belächelt, sondern gefordert zu werden."

…bis der Kopf raucht!

"Emotional berührend fand ich den Prozess, durch den alle in diesen zwei Wochen gegangen sind. Jede reagierte anders auf den Druck von außen. Ja, es war Druck. Wir hörten Vorträge, bis uns der Kopf rauchte, Elevator-Pitches wurden verfasst, verworfen, verändert, vorgetragen – immer wieder. Business-Schlagworte flogen uns nur so um die Ohren, irgendwann hatte jede von uns einen regelrechten Lagerkoller und die Speicher waren   einfach voll. Doch die Gespräche mit den Fachleuten der Summer School, der Austausch untereinander oder einfach zusammen sitzen und über alles Mögliche zu reden, gab den nötigen Ausgleich und pustete den Kopf wieder frei."

Gänsehaut

"Jede von uns hat in diesen zwei Wochen eine Entwicklung durchlaufen. Am deutlichsten bleibt mir hier der Beginn der zweiten Woche in Erinnerung. Wieder einmal begann der Tag mit einer Vorstellung der eigenen Idee. Dieser Morgen war jedoch ein ganz besonderer Moment, das merkte jede im Raum. Noch jetzt bekomme ich eine Gänsehaut. Zu Beginn der ersten Woche hatten wir auch uns und unsere Ideen vorgestellt. An diesem zweiten Montag standen 13 Frauen da, die selbstbewusst für ihre Ideen eintraten und etwas erreichen wollten. Mein persönliches Aha-Erlebnis in der Summer School: Ich muss gar nicht ein Studium,  jahrelange Berufserfahrung oder ausgedehnte Auslandsaufenthalte vorweisen, um als Unternehmerin erfolgreich zu sein. Selbst Abraham Lincoln war nur ein Bauernjunge mit mangelhafter Schulbildung und doch hat er Großartiges erreicht."

Groß denken!

"Im Vorfeld zur Summer School habe ich mich mit vielen Menschen über meinen Wunsch, als Unternehmerin etwas zu erreichen, ausgetauscht. Die Reaktionen waren sehr unterschiedlich, aber der Grundtenor war: Ja, so ein paar Euro nebenher kann man ja immer gebrauchen. Durch das Feedback in der Summer School habe ich begriffen, dass ich durchaus groß denken darf. Dass ich auch als Frau mit 22 Jahren Familienzeit etwas zu sagen habe, dass ich Wissen und Kompetenzen habe, die Menschen von Nutzen sein können, mit denen ich erfolgreich sein kann. In den zwei Wochen habe ich viele Konzepte kennengelernt, die so unterschiedlich sind wie die Teilnehmerinnen. Jede hat aus dem, was sie an Erfahrung, Bildung, Beruf, aber auch Wünschen und Träumen mitbrachte, ein einzigartiges Paket geschnürt, das in diesen zwei Wochen – zumindest bei mir – den letzten Schliff und den sprichwörtlichen Tritt in die Versandabteilung bekommen hat."

Roter Faden

"Mit einigen aus der Gruppe stehe ich in regelmäßigem Kontakt. Wir berichten uns gegenseitig über Erfolge und Misserfolge und beraten uns gegenseitig. Jede hat ihre Kompetenzen und wir bringen uns dadurch gemeinsam zu unserem Ziel als Unternehmerin. Ich bin sehr dankbar, dass ich an der Summer School teilnehmen konnte. Sie hat mir geholfen, meine Ideen zu konkretisieren, in Worte zu fassen und zu einem tragfähigen Konzept zu entwickeln. Sie hat mich auf meinem Weg in die Selbständigkeit unterstützt und mir ermöglicht, große Schritte auf meinem Weg zu machen, für die ich allein viel länger gebraucht hätte und die ich vielleicht allein so nie umgesetzt hätte. Inzwischen habe ich tatsächlich ganz offiziell ein Gewerbe angemeldet, eine Facebook-Seite eingerichtet und einfach angefangen mit einem Blog voller Tutorials, Tipps und Tricks rund ums Nähen. Ich betreibe einen YouTube-Kanal, verkaufe meine eigenen Anleitungen online und gebe Kurse offline. Derzeit erlerne ich Videos herzustellen. Ich möchte meine Kurse demnächst online zum Verkauf anbieten und noch mehr Menschen zeigen, wie viel Spaß Nähen machen kann."

Hintergrundinformation: Summer School

Die Summer School war ein Angebot der bpw-akademie, gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des ehemaligen Aktionsprogramms „Perspektive Wiedereinstieg“. Die Summer School fand 2015, 2016 und 2017 statt. Die Technische Hochschule Brandenburg war Partner der „Summer School 2017“.