Personalpolitik richtet sich stärker an Lebensphasen aus Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit 2023

Cover der Broschüre Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit 2019
© Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Der Unternehmensmonitor beleuchtet etwa alle drei Jahre den aktuellen Stand und die Entwicklung der betrieblichen Familienfreundlichkeit in Deutschland. Er besteht aus einer repräsentativen Befragung von Personalverantwortlichen und Beschäftigten. Als familienfreundliche Maßnahmen definiert der Unternehmensmonitor das personalpolitische Engagement in den Bereichen flexible Arbeitsmodelle, Elternzeitförderung, Kinderbetreuung, Angebote bei häuslicher Betreuung von nahen Angehörigen sowie Familienservice und Informations- beziehungsweise Beratungsangebote.

Im Vergleich zu den vorangegangenen Untersuchungen zeigt die aktuelle Studie, dass Unternehmen mit ihrem personalpolitischen Engagement und einer guten Vereinbarkeit von Familie und Beruf einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung auf volkswirtschaftlicher Ebene leisten. Für rund 86 Prozent der befragten Unternehmen sind familienfreundliche Maßnahmen von großer Bedeutung. Gleichzeitig hat sich der Anteil von Unternehmen mit einer ausgeprägten familienfreundlichen Unternehmenskultur nach der Corona Pandemie auf über 50 Prozent erhöht.

Familienfreundlichkeit bei Fachkräftemangel wichtiger denn je

Der aktuelle Unternehmensmonitor zeigt, dass drei von vier Unternehmen derzeit erhebliche Probleme aufweisen, Fachkräfte zu rekrutieren und zu halten und die betriebliche Familienfreundlichkeit gerade dann besonders relevant sei. Für Unternehmen bedeute das, dass eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf dazu beitrage, die Arbeitgeberattraktivität zu erhöhen und die Bindung der Mitarbeitenden an das Unternehmen zu erhöhen. Im Vergleich zum letzten Monitor ist der Anteil der Personalverantwortlichen, die familienfreundliche Maßnahmen für wichtig halten, um acht Prozent gestiegen und wird von Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten besonders hoch eingeschätzt. Für über 80 Prozent der befragten Unternehmen seien diese Maßnahmen wichtig, um qualifizierte Beschäftigte zu gewinnen sowie im Unternehmen zu halten. Ähnlich häufig wird der Aspekt genannt, familiäre Verpflichtungen und Arbeitszeiten gut kombinieren zu können und beispielsweise nach Phasen der Erwerbsunterbrechung durch Eltern- oder Pflegezeiten Unterstützung des Arbeitgebers zu erhalten. Seitens der Arbeitnehmenden spielt die Familienfreundlichkeit in Unternehmen vor allem für Beschäftigte mit Kindern im Grundschul- und Vorschulalter eine große Rolle (etwa 94 Prozent), doch auch diejenigen, die (noch) keine Betreuungspflichten haben, schätzen die Bedeutung von familienfreundlichen Maßnahmen mit 78 Prozent hoch ein.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf als zentrale Strategie zur Fachkräftesicherung

Der Unternehmensmonitor 2023 zeigt, dass die betriebliche Unterstützung der Vereinbarkeit ein maßgeblicher Aspekt für die strategische Fachkräftesicherung ist. So ist dieses Thema für rund 76 der Unternehmen Teil ihrer Fachkräftestrategie. Gleichzeitig zahle sich der Fokus auf eine gute Vereinbarkeit für Unternehmen in Form einer stärkeren Bindung der Mitarbeitenden aus: So sei die Personalfluktuation in Unternehmen ohne eine ausgeprägte familienfreundliche Unternehmenskultur wesentlich höher. Zudem wird deutlich, dass Beschäftigte, für die Familie und Beruf gut miteinander vereinbar sind und die mit der Unternehmenskultur zufrieden sind, seltener ihren Beruf wechseln wollen.

Familienfreundliche Maßnahmen für Väter

In der aktuellen Befragung wurde zudem eine besondere Aufmerksamkeit auf die in den Unternehmen tätigen Väter gelegt. Mit dem Wandel des gesellschaftlichen Rollenverständnisses in Bezug auf die Kindererziehung rückt die Zielgruppe der Väter besonders in den Fokus der betrieblichen Familienfreundlichkeit, auch wenn die Verteilung von Sorge und Erwerbsarbeit noch immer ungleich verteilt ist. Die Förderung der Vereinbarkeit für Väter ist aus personalpolitischer Sicht ein Instrument der betrieblichen Fachkräftesicherung und Personalverantwortliche sehen die Bedeutung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf von Vätern in den kommenden Jahren wachsen. Insgesamt zeige sich ein positiver Trend, den gesellschaftlichen Wandel im Rollenverständnis auch in Unternehmen aktiv zu unterstützen und Väter als Zielgruppe betrieblicher Familienfreundlichkeit zu sehen.  

Familienfreundlichkeit als zentrale Rolle der Führungs- und Unternehmenskultur

Nach der Corona Pandemie hat sich der Anteil der Unternehmen mit einer ausgeprägten familienfreundlichen Unternehmenskultur auf über 50 Prozent erhöht. Sie nehmen Führungskräfte als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für die Vereinbarkeit der Mitarbeitenden stärker in den Blick und sorgen häufiger dafür, diese in ihren Bemühungen um einen familienfreundlichen Führungsstil zu unterstützen. Jeder oder jede zweite Beschäftigte gibt außerdem an, dass die zeitlichen Anforderungen an Führungskräfte hoch sind. In dem Zusammenhang spiele eine gute Vereinbarkeit von Karriere und Familie eine wichtige Rolle, um die Besetzung von Führungspositionen zu sichern und den Fachkräfte- und auch zunehmenden Führungskräfteengpässen entgegenzuwirken.

Rückblick Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit 2019

Der Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit 2019 zeigt, dass familienfreundliche Maßnahmen von immer mehr Geschäftsleitungen, Personalverantwortlichen und Mitarbeitenden als wichtig wahrgenommen werden. Insgesamt gaben in der vergangenen Befragung knapp 86 Prozent der befragten Beschäftigten an, dass sich ihre Arbeitszeiten im Allgemeinen gut oder sehr gut mit ihren familiären und sozialen Verpflichtungen vereinbaren lassen. Familienfreundliche Strukturen in Unternehmen wurden mit einer höheren Arbeitgeberattraktivität in Verbindung gesetzt und zeigten sich als wichtige Erfolgsfaktoren für die Suche nach qualifiziertem Personal. Die Teilzeitbeschäftigung bildete Platz eins der Arbeitsmodelle und Mobiles Arbeiten, die Abkehr von der Präsenzpflicht und ein ergebnisorientierter Führungsstil zählten zu den wichtigen Themen der kommenden Jahre. Gleichzeitig wurden im letzten Unternehmensmonitor Wahrnehmungslücken zwischen Unternehmen und Beschäftigten hinsichtlich der Familienfreundlichkeit und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf deutlich, wonach Personalverantwortliche die Familienfreundlichkeit der Unternehmen wesentlich besser bewerteten als die Beschäftigten selbst.

Hintergrund

Für den Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit 2023 wurden von März bis Mai 2023 über Onlinebefragungen Unternehmen und Beschäftigte befragt. Im Rahmen des IW-Personalpanels liegen 1.029 Antworten von Unternehmen vor, die für die Auswertung genutzt werden konnten. Unabhängig davon wurden 5.026 Beschäftigte ab 18 Jahren in verschiedenen Branchen befragt.