Am 15. Oktober hat das Bundesgleichstellungsministerium drei neue Indikatoren in den Digitalen Gleichstellungsatlas aufgenommen. Die Indikatoren zeigen Unterschiede zwischen Männern und Frauen beim Zeitaufwand für unbezahlte Sorgearbeit, der Bezugsdauer von Elterngeld sowie der Pflege von Angehörigen und Nahestehenden. Die aktuellen Daten machen deutlich: Frauen übernehmen weiterhin den Großteil der Care-Arbeit - mit Nachteilen für ihre wirtschaftliche Eigenständigkeit. Die Indikatoren sind eine wichtige Ergänzung zum bisherigen Datenangebot des Digitalen Gleichstellungsatlas.
Große Unterschiede beim Zeitaufwand für Sorgearbeit
Frauen verwenden am Tag im Durchschnitt 43,4 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit als Männer. Das umfasst zum Beispiel die Betreuung von Kindern, Arbeiten im Haushalt oder ehrenamtliches Engagement. Umgerechnet macht der Unterschied zwischen Frauen und Männern fast neun Stunden pro Woche aus. Weil diese Zeit für Erwerbsarbeit fehlt, ergeben sich dadurch wirtschaftliche Nachteile für Frauen.
Viele Väter beziehen Elterngeld, aber kürzer als Frauen
Im Gleichstellungsatlas gibt es bereits einen Indikator zur Väterbeteiligung am Elterngeld. Diese ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Für Kinder, die im Jahr 2022 geboren wurden, haben bereits 46,3 Prozent der Väter Elterngeld bezogen. Aber: Mütter beziehen mit durchschnittlich 14 Monaten deutlich länger Elterngeld als Väter mit 3,3 Monaten. Diese Unterschiede macht der nun ergänzte Indikator "Bezugsdauer von Elterngeld" sichtbar.
Rentenversicherte Pflegepersonen sind überwiegend Frauen
Nicht nur die Betreuung von (kleinen) Kindern, sondern auch die Pflege von Angehörigen und Nahestehenden wird überwiegend von Frauen geleistet. Das zeigt der neue Indikator zu häuslicher Pflege: Laut Zahlen der Deutschen Rentenversicherung waren im Jahr 2022 86 Prozent der aktiv versicherten Pflegepersonen Frauen.
Der Digitale Gleichstellungsatlas
Die interaktive Anwendung liefert einen umfassenden Überblick über die regionalen Unterschiede bei der Gleichstellung von Frauen und Männern in Deutschland. Mehr als 40 Indikatoren zeigen an, wie hoch der Anteil von Frauen und Männern an Führungspositionen ist, welche geschlechtsspezifischen Unterschiede es bei Bildung und Berufswahl gibt oder wie sich Frauen und Männer Erwerbs- und Sorgearbeit aufteilen. Der Gleichstellungsatlas bietet damit eine wichtige Grundlage für eine evidenzbasierte Gleichstellungspolitik auf nationaler, regionaler und kommunaler Ebene.