Die Oper Leipzig zeichnet ein hohes Bewusstsein für die Komplexität des Gender Pay Gaps aus. Die Jury würdigt den eingeleiteten Veränderungsprozess, um Entgeltgleichheit durchzusetzen, trotz schwieriger Ausgangsbedingungen, wie z. B. zahlreicher unterschiedlicher Vertragstypen sowie eines geringen zur Verfügung stehenden Budgets.
Die Kulturbranche stellt mit ihrem pyramidalen und sehr männlichen Aufbau eine besonders herausfordernde Branche für Equal Pay-Strategien dar. Außerdem gibt es meist ein sehr geringes Budget für Personalentwicklung und Vergütungsstrategien. Mit einem sehr fragmentierten Klientel, ohne Gewerkschaft oder andere Organisationsformen überzeugt die Oper Leipzig die Jury mit ihrer intrinsischen Motivation, sich trotz schwerer Rahmenbedingungen auf den Weg zu mehr Entgeltgleichheit zu machen. So bewertet die Jury das Konzept als sehr innovativ und begründet die Auszeichnung damit, dass dieses Konzept in die Öffentlichkeit getragen werden sollte.
„Wir wollen eine transparente und wertschätzende Arbeitskultur. Dafür gestalten wir proaktiv für unsere über 720 Beschäftigten in ihren vielen verschiedenen Arbeitsbereichen von Maskenbild bis Regieassistenz, von Solisten bis Öffentlichkeitsarbeit, überzeugende Gehaltsstrukturen, die alle gleichwertig mitnehmen und fördern können.“
Lydia Schubert, Verwaltungsdirektorin der Oper Leipzig
Vier Fragen an
Lydia Schubert,
Verwaltungsdirektorin der Oper Leipzig
Was ist Ihr Konzept für Equal Pay? Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
„Beim Start des aktuellen Leitungsteams haben wir gemeinsame Wünsche und Ziele für die Zukunft formuliert. Dazu gehörte auch die klare Ausrichtung auf ein gerechtes Vergütungssystem trotz des wie erwartet steigenden Budgetdrucks und vielleicht gerade wegen der komplizierten Ausgangslage verschiedenster Vertragstypen und individuell vereinbarter Vertragsbedingungen. Wichtig ist uns, dass wir ‚Gerechtigkeit‘ auf Grundlage von objektiven Messkriterien (wie Berufserfahrung, Betriebszugehörigkeit) sehen und gerade nicht vom Verhandlungsgeschick eines Beschäftigten abhängig machen.“
Wie waren die Reaktionen als das neue Konzept eingeführt wurde? Wo gab es Konflikte und wie konnten diese gelöst werden?
„Oper Leipzig ist grundsätzlich mit einer paritätisch besetzten Betriebsleitung und Frauen in Führungspositionen gut aufgestellt, was das Thema Gleichberechtigung angeht. Nach einer genauen Analyse der Kennzahlen ist Daniel Koch, unser Leiter des Personalwesens, proaktiv auf Beschäftigte zugegangen, die nie nachverhandelt hatten oder deren Entgelt nicht ihrer langjährigen Leistung entsprach. Das löste auch Verunsicherung aus, denn natürlich betrifft das gerade Mitarbeitende, die nicht verhandlungssicher sind.“
Viele Unternehmen tun sich mit dem Thema Equal Pay schwer. Was hat Ihr Unternehmen dazu bewogen, diesen wichtigen Schritt zu gehen? Was würden Sie anderen Unternehmen mit auf den Weg geben?
„Mein Rat lautet: Schaut nicht weg, stellt euch den Zahlen und korrigiert die ‚Ungerechtigkeiten‘ so schnell wie möglich. Ein GAP in der Vergütung wird langfristig teurer kommen.“
Die Europäische Entgelttransparenzrichtlinie und die Umsetzung im Entgelttransparenzgesetz 2.0 bringt viele Neuerungen für deutsche Unternehmen mit. Wie bereiten Sie sich aktuell auf die Umsetzung der Richtlinie vor?
„Nicht mehr. Wir sind bereit und entwickeln bereits die für das Jahr 2027 vorgesehene Anwendung „Zert:Equal“ mit.“
Zahlen und Fakten
- Zahl der Beschäftigten: rund 720
- Sitz: Leipzih
- Angebotsumfang: Die Oper Leipzig steht für höchste musikalische und handwerkliche Qualität in den Bereichen Oper, Spieloper, Operette und Musical sowie klassischem und modernem Ballett.
- Branche: Kultur
- Anteil der weiblichen Beschäftigten: 49 %, Anteil Frauen in Führungspositionen: 37 % (1. und 2. Führungsebene/mit leitenden Tätigkeiten)
- Berichtspflichtig im Sinne des Entgelttransparenzgesetzes: ja