Homeoffice Arbeiten im Homeoffice: viel Potenzial ungenutzt

Dach, Zahnräder - Schriftzug Homeoffice
© Gerd Altmann

Für die Erwerbspersonenbefragung werden seit März 2020 regelmäßig computergestützte Interviews mit erwerbstätigen Personen ab 16 Jahren in Deutschland geführt. Mit den erhobenen Daten soll der Einfluss der Corona-Pandemie auf Einkommen, Unterschiede zwischen den Geschlechtern, Einstellungen der Menschen sowie das Konsumverhalten ermittelt werden. Die vierte Welle dieser Befragung mit dem Schwerpunkt „Homeoffice“ fand im Januar und Februar 2021 statt.

Nachdem der erste Lockdown im Frühjahr 2020 zu einer massiven Ausweitung der Arbeit im Homeoffice geführt hatte, nahm die Zahl der Beschäftigten, die von zu Hause aus arbeiteten, im Lauf des Jahres wieder deutlich ab. Trotz hoher Infektionszahlen waren laut der Befragung im November 2020 weniger Menschen im Homeoffice tätig als im April 2020.

Während vor dem Lockdown 83 Prozent der für die Erhebung Befragten überwiegend oder ausschließlich im Betrieb arbeiteten, waren es im April 2020 nur noch 53 Prozent. Gleichzeitig stieg die Zahl der Menschen, die ausschließlich im Homeoffice tätig waren, von 4 Prozent im Januar 2020 auf 27 Prozent im April 2020. Bis November 2020 sank diese Zahl jedoch wieder auf 14 Prozent, bevor sie im Januar 2021 unter anderem aufgrund der befristeten Arbeitsschutzverordnung wieder auf 24 Prozent zu steigen begann. Laut Erhebung wurde somit nur im April 2020 und im Januar 2021 das Homeoffice-Potenzial annähernd ausgeschöpft. Der Anteil der Tätigkeiten, die für das Arbeiten im Homeoffice geeignet sind, liegt bei ca. 40 Prozent.

Potenzial versus Nutzung: Große Unterschiede zwischen den Branchen

Wird die tatsächliche Nutzung der Homeoffice-Option mit dem Potenzial verglichen, zeigen sich zwischen den verschiedenen Branchen große Unterschiede. Im Baugewerbe, der Medien- und der Energiebranche, bei den sonstigen Dienstleistungen sowie im Gesundheits- und Sozialwesen entsprechen sich Potenzial und tatsächliche Nutzung weitgehend. Dagegen zeigen die Daten der Befragung, dass beispielsweise in der Finanz- und Versicherungsdienstleistungsbranche sowie in Teilen der Öffentlichen Verwaltung die Möglichkeiten zu großen Teilen nicht ausgeschöpft wurden. Ob und wie umfangreich Beschäftigte das Homeoffice nutzen können, hängt somit maßgeblich von der Branche ab.

Je höher das Einkommen, desto häufiger Homeoffice

Weitere Faktoren beim Thema Homeoffice-Nutzung sind die Höhe des Einkommens und das Geschlecht. Je mehr Beschäftigte verdienen, desto häufiger arbeiten sie von zu Hause aus. Umgekehrt arbeiten untere Einkommensgruppen selten im Homeoffice. Als Ursachen dafür sehen die Fachleute die unterschiedliche Branchen- und Tätigkeitsstruktur verschiedener Einkommensklassen. Beschäftigte mit einem höheren Status und Einkommen können laut Umfrage häufiger flexible Arbeitsformen nutzen.

Werden Frauen und Männer verglichen, zeigt die Studie, dass Frauen ihren Arbeitsort offensichtlich weniger flexibel wählen können als Männer, die häufiger hybride Modelle mit einem Mix aus Homeoffice und Präsenzarbeit nutzen. Das spiegelt die Situation in frauendominierten Berufen und Branchen wider, die weniger Instrumente für Arbeitszeitflexibilität bieten.

Option mit Zukunft: Arbeiten im Hybrid-Modell

Ob das Homeoffice eine dauerhafte Option für die Zukunft ist, hängt auch wesentlich davon ab, wie die Beschäftigten selbst diese Art des Arbeitens erleben. Laut der Befragung zeichnen sich sowohl Plus- wie auch Minuspunkte ab. Während einerseits für 81 Prozent der Befragten die Vereinbarkeit von Beruf und Familie leichter erscheint, haben zugleich 61 Prozent das Gefühl, dass die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben verschwimmen. 77 Prozent fehlt der direkte Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen. Die Mehrheit der Befragten kann sich auch auf Dauer vorstellen, im Homeoffice zu arbeiten – allerdings keinesfalls den Großteil der Arbeitszeit, sondern als Hybridmodell mit Präsenzzeiten im Betrieb. Wichtig wird es hierbei sein, den Arbeits- und Gesundheitsschutz der Beschäftigten auch im Homeoffice zu sichern.

Weitere Ergebnisse der Analyse sowie entsprechende Grafiken finden Interessierte unter dem folgendem Link.