New Work New Work: Bedeutung und Chance für mehr Gleichstellung

Drei Frauen sitzen mit Laptop am Tisch und lachen
© Unsplash / Brooke Cagle

Der Begriff „New Work“ geht auf den österreichisch-US-amerikanischen Philosophen Frithjof Bergmann zurück und beschreibt ein neues Verständnis von Arbeit im Zuge der Digitalisierung und Globalisierung. Weg von dem Gedanken „Arbeit als Mittel zum Zweck“, hin zur „Arbeit als Selbstverwirklichung“.

New Work steht für innovative Arbeitsmodelle, die Flexibilität, Autonomie und persönliche Erfüllung in den Mittelpunkt stellen. Die Digitalisierung ermöglicht es beispielsweise zunehmend „remote“, also nicht nur aus dem Büro, sondern auch von zuhause oder unterwegs zu arbeiten. Zum Teil können auch die Zeiten, zu denen gearbeitet wird, flexibel nach den individuellen Bedürfnissen ausgerichtet werden. Feste 9 bis 17 Uhr Bürotage werden dadurch aufgeweicht. Auch die Sinnhaftigkeit von Tätigkeiten und die Autonomie gewinnt zunehmend an Bedeutung für viele Arbeitnehmende. Durch flache Hierarchien in Unternehmen können Arbeitnehmende beispielsweise zunehmend Verantwortung übernehmen und sich selbst entfalten.


Zentrale Inhalte von New Work

Verschiedene Aspekte von New Work auf einen Blick:

  1. Flexibilität: Flexible Arbeitszeiten und Orte, einschließlich Homeoffice und remote Work, ermöglichen es Arbeitnehmenden, ihre Arbeit an ihr Privatleben anzupassen, statt umgekehrt. Dazu gehört neben flexiblen Arbeitszeiten zum Beispiel auch, dass man nicht mehr einen festen Sitzplatz im Büro hat, da man ohnehin nicht täglich vor Ort ist. Durch „Desk Sharing“, also „Tische teilen“, werden vorhandene Schreibtische von denjenigen Personen genutzt, die gerade Bedarf an einem Arbeitsplatz im Büro haben.
  2. Autonomie: Durch abgeflachte Hierarchien können Mitarbeitende mehr Verantwortung übernehmen, selbstständiger agieren und sich dadurch auch freier entfalten und stärker einbringen.
  3. Sinnstiftende Tätigkeit: New Work fördert die Suche nach sinnvoller Arbeit, die mit persönlichen Werten und Leidenschaften übereinstimmt.
  4. Lebenslanges Lernen: Stetige Weiterbildung und Entwicklung sind essenzielle Bestandteile von New Work, um mit den Veränderungen der Arbeitswelt Schritt halten zu können. Gerade die rasanten Entwicklungen im Bereich Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz erfordern für viele Arbeitnehmende Weiterbildungen oder Schulungen in diesen Bereichen.
  5. Soziale Verantwortung: New Work legt Wert auf nachhaltiges Wirtschaften. In diesem Sinne orientieren sich Unternehmen an Werten und Zielen, die nicht nur den ökonomischen Gewinn verfolgen, sondern auch gesellschaftlichen und ökologischen Einfluss haben.


Chancen und Herausforderungen

Diese neue Arbeitsweise bedeutet neben Chancen auch Herausforderungen für Mitarbeitende wie Unternehmen gleichermaßen. Gewonnene Freiheiten treffen dabei auf Aufbrechen mit Gewohntem. Beispielsweise dem festen Sitzplatz mit festen Tischnachbar:innen im Büro. So kann ein wechselnder Sitzplatz im Büro unbequem für jemanden sein, oder Mitarbeitende bevorzugen klare Führungsstrukturen und möchten selbst nicht mehr Verantwortung und Selbstorganisation übernehmen. Auch Vorgesetzte müssen lernen beispielsweise auf Distanz zu führen, wenn Mitarbeitende remote arbeiten.


Bedeutung von New Work für die Gleichstellung

Die Prinzipien von New Work können einen wesentlichen Beitrag zur Gleichstellung der Geschlechter leisten:

  • Ermächtigung durch Flexibilität: Frauen leisten noch immer den Großteil an unbezahlter Sorgearbeit und Familienpflichten. Flexible Arbeitsmodelle ermöglichen eine bessere Balance zwischen Beruf und Privatleben. So können sich auch Männer durch eine flexible Arbeitsgestaltung stärker in die Sorgearbeit und familiäre Pflichten einbringen, damit eine partnerschaftliche Aufteilung von unbezahlter Sorgearbeit und Erwerbsarbeit erfolgt.
  • Chancengleichheit durch Autonomie: Wenn Arbeitnehmenden mehr Kontrolle über ihre Arbeit gegeben wird, können implizite Vorurteile abnehmen. Frauen wie Männer können dadurch gleichermaßen ihre Führungsqualitäten und ihr Fachwissen einbringen.
  • Inklusion durch sinnstiftende Arbeit: Arbeit, die in Einklang mit persönlichen Werten steht, kann dazu beitragen, traditionelle Geschlechterrollen zu durchbrechen. Dies kann eine größere Vielfalt in allen Berufsfeldern fördern.
  • Gleiche Entwicklungschancen: Weiterbildungsmöglichkeiten gewährleisten lebenslanges Lernen, womit Karrierechancen erhöht werden.
  • Verbesserte Zusammenarbeit: Kollaborative und inklusive Arbeitskulturen können dazu beitragen, das Potenzial aller Mitarbeitenden zu maximieren und dadurch Gleichstellung zu stärken.

New Work individuell gestalten

New Work ist mehr als ein Schlagwort; es ist ein Ansatz zur Transformation der Arbeitswelt. Das Ziel: die Arbeit für alle erfüllender und gerechter zu gestalten.

Dabei gibt es nicht das eine Konzept von New Work, das auf alle Unternehmen gleichermaßen angewandt werden kann. Unternehmen und Mitarbeitende müssen jeweils prüfen, wie sie New Work für sich auslegen und umsetzen möchten – und auch können. Nicht in allen Unternehmen oder Bereichen sind beispielsweise Homeoffice oder flexible Arbeitszeiten möglich. Beispielsweise kann eine Servicekraft im Restaurant nicht von zuhause aus arbeiten. Trotzdem kann jeweils geprüft werden, wie sich der grundsätzliche Gedanke oder einzelne Aspekte von New Work umsetzen lassen. Im Falle der Servicekraft wären z. B. Weiterbildungen denkbar oder die Servicekraft kann in Entscheidungen aktiv mit eingebunden werden.