Wer profitiert vom Homeoffice und wer nicht „Atlas der digitalen Arbeit“

Homeoffice-Arbeitsplatz
© Christine Donaldson on Unsplash

Arbeiteten vor Beginn der Corona-Pandemie nur vier Prozent der Berufstätigen ganz von zuhause aus und 13 Prozent teilweise, waren bereits im April 2020 mehr als 25 Prozent ausschließlich oder überwiegend im Homeoffice. Weitere 17 Prozent arbeiteten hybrid. Das zeigt eine repräsentative Erwerbspersonenbefragung der Hans-Böckler-Stiftung. Im Laufe der Pandemie wurden dann, abhängig von der Infektions- und Gesetzeslage, das Homeoffice und die mobile Arbeit unterschiedlich genutzt. Im Juni und Juli 2021 arbeiteten beispielsweise immer noch 15 Prozent ausschließlich oder überwiegend im Homeoffice.

Homeoffice ja oder nein? Position, Einkommen und Geschlecht entscheiden

Je höher der berufliche Status und das Einkommen, desto häufiger wurde die Möglichkeit zum Homeoffice genutzt. Ursache dafür ist die unterschiedliche Struktur in den verschiedenen Branchen und Berufen – zum Beispiel ist im Erziehungsbereich, Einzelhandel und in der Pflege keine Verlagerung ins Homeoffice möglich. Neben der beruflichen Position entschied aber auch das Geschlecht mit darüber, ob von zuhause aus gearbeitet werden konnte. Laut der Befragung wurde 22 Prozent der Frauen die Arbeit im Homeoffice nicht erlaubt, selbst wenn es von den Abläufen her möglich gewesen wäre. Bei Männern waren es nur 11 Prozent. Frauen sorgten sich zudem häufiger um ihre Karriere, weil sie das Gefühl hatten, Vorgesetzte würden ihre Anwesenheit erwarten. Und wer in Teilzeit beschäftigt ist, arbeitet grundsätzlich weniger im Homeoffice – auch davon sind Frauen häufiger betroffen als Männer.

Homeoffice verschärft Gender Care Gap

Aber auch wenn Frauen im Homeoffice arbeiten konnten, hatte das für sie nicht nur positive Auswirkungen. Die flexibleren Arbeitsmöglichkeiten führten sowohl bei Frauen wie Männern zu längeren Arbeitszeiten. Dabei investierten die Männer mehr Zeit in die Lohnarbeit, die Frauen übernahmen dagegen einen noch größeren Anteil der Sorgearbeit, vor allem wenn Kinder im Haushalt sind. Laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung zum „Gender Care Gap“ investieren sie im Schnitt drei Stunden pro Woche mehr in die Kinderbetreuung, wenn sie von zu Hause aus arbeiten. Während der Pandemie hat sich diese Situation für Mütter noch einmal verschärft.

Frauen bei der Digitalisierung systematisch benachteiligt

Der „Atlas der digitalen Arbeit“ zeigt auch, dass die Digitalisierung bisher nicht zu mehr Geschlechtergerechtigkeit geführt hat – unabhängig davon, für welchen Beruf sich Frauen entscheiden. Nach einer Untersuchung des Netzwerks Initiative D21 dürfen Frauen

  • seltener mobil arbeiten,
  • sich seltener auf Kosten des Arbeitgebers weiterbilden
  • und werden schlechter mit digitalen Geräten wie Diensthandy oder Laptop ausgestattet als Männer.

Ein weiteres Problem sind die geringeren digitalen Kompetenzen von Frauen, unabhängig von Alter, Ausbildung oder beruflichem Status. Der Grund dafür ist, dass Frauen sich technisch oft selbst wenig zutrauen. Gleichzeitig werden vielen Mädchen und Frauen aber auch noch immer von klein auf aus ihrem Umfeld Vorurteile in Bezug auf technische Fähigkeiten vermittelt.

Digitalisierung braucht gute Rahmenbedingungen

Dennoch hat die Digitalisierung in der Arbeitswelt auch viele positive Aspekte und kann zur Gleichberechtigung und einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf beitragen. Entscheidend dafür ist, dass gute betriebliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die beispielsweise im Homeoffice eine Entgrenzung zwischen Arbeit und Privatleben verhindern. Dazu gehören verlässliche vertragliche Regelungen, die Möglichkeit, über den Arbeitsort mitzuentscheiden und die Unterstützung der Führungskräfte.

Atlas der digitalen Arbeit

Neben den hier vorgestellten Themen behandelt der „Atlas der digitalen Arbeit“ viele weitere Schwerpunkte und lenkt den Fokus dabei auf verschiedene Branchen, Mitbestimmungsthemen und Fragestellungen: Wie weit sind smarte Computer und Roboter in verschiedenen Arbeitsbereichen auf dem Vormarsch, welche Folgen hat das für die Beschäftigten, wie viel verdienen Menschen in digitalen Berufen und was verändert sich durch die Digitalisierung in der Berufsausbildung?

Den „Atlas der digitalen Arbeit“ können Interessierte unter dem folgenden Link downloaden.