Broschüre Haushalte als Arbeitgeber

Putzeimer mit Putzlappen und Reinigungsmittel
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Stellen Sie sich vor, Personen- und Haushaltsnahe Dienstleistungen sind für Sie bezahlbar und die ausführenden Personen sind in sozialversicherungspflichtigen, fair bezahlten Arbeitsverhältnissen beschäftigt. Keiner fragt mehr: "Wie, Sie schaffen Ihren Haushalt nicht allein?", weil es eine Selbstverständlichkeit ist, Personen- und Haushaltsnahe Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen, wenn Entlastung benötigt oder gewünscht wird.

Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands e. V. (kfd) setzt sich dafür ein, dass diese Vision Realität werden kann. Derzeit ist der Markt der Personen- und Haushaltsnahen Dienstleistungen mit einem geschätzten Anteil von bis zu 90 Prozent ein Schwarzmarkt mit informellen Beschäftigungsverhältnissen in Privathaushalten. Im Projekt „Haushalte als Arbeitgeber“ ging die kfd in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum Professionalisierung und Qualitätssicherung Haushaltsnaher Dienstleistungen (PQHD) der Universität Gießen in den Jahren 2014 bis 2016 verschiedenen Fragestellungen im Zusammenhang mit Personen- und Haushaltsnahen Dienstleitungen nach. Themen waren unter anderem: Werden Personen- und Haushaltsnahe Dienstleistungen deshalb nicht legal in Anspruch genommen, weil den Privathaushalten als potenziellen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern der Überblick zu den Möglichkeiten fehlt? Welche weiteren Hinderungsgründe bestehen bei der Inanspruchnahme? In welcher Weise bestimmen das soziale Umfeld und auch die öffentliche Meinung die Einstellung zu Personen- und Haushaltsnahen Dienstleistungen? Welche Ansätze sind notwendig, um fair bezahlte Beschäftigungsverhältnisse zu schaffen, die gleichzeitig für Kundinnen und Kunden bezahlbar sind?

Die 2016 veröffentlichte Broschüre "Haushaltsbezogene Dienstleistungen: fair – legal – bezahlbar. Informationen und Anregungen für die Praxis" bietet ansprechend und abwechslungsreich aufbereitet praktische Hinweise. In einer Arbeitshilfe werden alle legalen Formen der Inanspruchnahme Personen- und Haushaltsnaher Dienstleistungen beschrieben: sozialversicherungspflichtige Anstellung beziehungsweise Anstellung im Rahmen eines Minijobs im Privathaushalt, Inanspruchnahme des Angebots einer Dienstleistungsagentur, Nutzung von gemeinnützigen Dienstleistungsbörsen oder Nachbarschaftshilfen. Als "Blick über den Tellerrand" dienen zudem Beispiele aus europäischen Nachbarländern, in denen Haushaltsnahe Dienstleistungen staatlich unterstützt werden.

Von A bis Z: Arbeitgeberin oder Arbeitgeber sein, Entlastung genießen, Zeit haben!

Sie können sich vorstellen, Arbeitgeber:in zu sein und eine Haushaltshilfe zu beschäftigen? Wie werden Sie sich verhalten, wenn die Haushaltshilfe ihre Tätigkeit aufnimmt? Bleiben Sie dabei und "wachen" über die Ausführung der Aufgaben? Sind Sie geübt, klare Arbeitsanweisungen zu geben? Wie fühlt es sich für Sie an, dass eine externe Person die von Ihnen bisher durchgeführten Arbeiten erledigt? Wissen Sie, was Sie mit der neu gewonnenen Zeit anfangen wollen? Viele Herausforderungen: Doch mit den guten Erfahrungen entwickelt sich nach und nach Vertrauen in die neue Situation, so dass Sie den Zeitgewinn und die Entlastung genießen können.

Lebensphasenorientiert Personen- und Haushaltsnahe Dienstleistungen einsetzen

Manche Lebensphasen lassen sich leicht organisieren, in anderen stehen die Beteiligten vor besonderen zeitlichen Herausforderungen. Für private Haushalte sind verschiedene Situationen denkbar, in denen die Nutzung von Personen- und Haushaltsnahen Dienstleistungen, wie zum Beispiel Reinigung und Pflege der Wohnung, Einkaufen, ergänzende Kinderbetreuung, Botengänge oder Lieferdienste, sinnvoll sein kann. Zum Beispiel, wenn

  • ein beruflicher Wiedereinstieg nach einer Familien- oder Pflegephase geplant ist und eine grundlegende Veränderung der Zeit- und Arbeitsteilungsmuster in der Familie erforderlich wird. Studien zeigen, dass Frauen im beruflichen Wiedereinstiegsprozess meist weniger an den Herausforderungen im Beruf scheitern als daran, dass die Aufgaben zu Hause nicht mehr bewältigt werden können,
  • in einer Paarbeziehung beide erwerbstätig sind,
  • hilfe- oder pflegebedürftige Familienmitglieder Teil der Hausgemeinschaft sind,
  • nach der Geburt eines Kindes Unterstützung gewünscht wird,
  • die Haushaltsmitglieder selbst, zum Beispiel wegen hohen Alters oder Erkrankungen, nicht (mehr) in der Lage sind, sich bedarfsgerecht zu versorgen,
  • sich die Haushaltsführenden von der Hausarbeit entlasten wollen, um beispielsweise mehr Freizeit zu haben.

Tipp: Sich kreativ dem Thema Personen- und Haushaltsnahe Dienstleistungen nähern

Sie möchten sich selbst einmal bewusst machen, welche Arbeiten in Ihrem Haushalt konkret anfallen und zu erledigen sind? Wie bewerten Sie die Leistungen, die im Haushalt erbracht werden? Können Sie sich vorstellen, Personen- oder Haushaltsnahe Dienstleistungen zu nutzen? Kennen Sie Ihre Zeitverwendung in Bezug auf Freizeit, Zeit für sich selbst und mit der Familie, Haus-, Sorge- und Erwerbsarbeit? Die kfd bietet in den Pfarrgemeinschaften vor Ort Bildungsangebote zum Thema Personen- und Haushaltsnahe Dienstleistungen an. Sollte kein entsprechendes Angebot der kfd in Ihrer Nähe stattfinden: In Kapitel 8 der Broschüre finden Interessierte Anregungen und Methoden, sich die oben stehenden und weitere Fragen zu beantworten. Zum Beispiel können Sie die Tabelle mit sach- und personenbezogenen Dienstleistungen (Seite 6 und 7) auch innerhalb der Familie oder mit anderen Personen diskutieren. Das Arbeitsblatt "Zeituhr" (Seite 33) lässt sich auch allein oder mit Partner:in ausfüllen. Auf diese Weise wird sichtbar, wieviel Zeit der Haushalt in Anspruch nimmt. Vielleicht ein erster Schritt in Richtung von Überlegungen, in Zukunft Personen- oder Haushaltsnahe Dienstleistungen zur Entlastung zu nutzen.