Studie Frühe Ungleichheiten in der Kindertagesbetreuung

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Zugang zu Kindertagesbetreuung aus bildungs- und gleichstellungspolitischer Perspektive

Im Zugang zu Angeboten der Kindertagesbetreuung zeigen sich nach wie vor Ungleichheiten, die auf familiale Merkmale zurückgeführt werden können. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung zu Unterschieden in der Nutzung und im Bedarf von Kita-Angeboten aus bildungs- und gleichstellungspolitischer Sicht. Anhand von Daten der Kinderbetreuungsstudie (KIBS) des Deutschen Jugendinstituts (DJI) für die Jahre 2018 bis 2020 werden diese frühen Ungleichheiten mit Fokus auf potenziell benachteiligte Familien analysiert und gleichzeitig die Erwerbstätigkeit der Mütter unter gleichstellungspolitischen Aspekten in den Blick genommen.

Ungleichheiten in der kindlichen Entwicklung

Die Studie zeigt, dass es bereits vor der Einschulung große Ungleichheiten in der kindlichen Entwicklung gibt, die auf den sozioökonomischen Hintergrund der Familie zurückzuführen sind. Nur jede fünfte Familie mit Kindern im zweiten und dritten Lebensjahr erhält in Deutschland einen Kita-Platz. Besonders betroffen sind Kinder aus armutsgefährdeten Familien, Familien mit nicht-deutscher Muttersprache oder ohne akademischen Hintergrund. Auch bei Alleinerziehenden zeigen sich Lücken bei der Kita-Nutzung durch die besondere Herausforderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Gleichzeitig wird deutlich, dass sich die Unterschiede in Familien mit mehreren Merkmalen potenzieller Benachteiligung verschärfen und Kinder aus diesen Familien seltener Betreuungsangebote wahrnehmen. Trotz bildungs- und familienpolitischer Maßnahmen werden die Bedarfe dieser Familien nicht ausreichend gedeckt, was zu ungleichen Entwicklungschancen für Kinder führt.  

Einfluss auf die Erwerbstätigkeit der Eltern

Ein früher Kita-Besuch bietet außerdem die Chance für eine gesteigerte Erwerbstätigkeit der Eltern, insbesondere von Müttern, die noch immer einen Großteil der Sorgearbeit übernehmen. In der Analyse wird das ungenutzte Beschäftigungspotenzial von Müttern in potenziell benachteiligten Familien deutlich: nur sechs Prozent der Mütter mit Kindern ohne Kita-Platz arbeiten Vollzeit, gegenüber 18 Prozent der Mütter, deren Kind eine Kindertagesbetreuung besucht. Ähnliche Unterschiede zeigen sich auch bei der Teilzeitbeschäftigung. Allerdings würden rund 90 Prozent der nicht erwerbstätigen Mütter, deren Kinder keine Kindertagesbetreuung aufsuchen, gerne wieder in den Beruf zurückkehren. In dieser Gruppe liegt also ein großes Potenzial, das durch die Schließung der ungedeckten Nachfrage ausgeschöpft werden könnte.

Gründe und Handlungsempfehlungen

Die Gründe für diese ungedeckten Bedarfe sind vielseitig und lassen sich der Studie zufolge auf zahlreiche Barrieren zurückzuführen, die den Zugang zu Betreuungsangeboten für Kinder je nach sozioökonomischem Hintergrund erschweren. So empfinden Familien, deren Kinder derzeit in Kitas unterrepräsentiert sind, unter anderem die Suche nach Kita-Plätzen als schwieriger und kritisieren den Mangel an wohnortnahen Betreuungsangeboten. Als Handlungsoptionen nennen die Autorinnen und Autoren unter anderem den weiteren Ausbau von Kita-Angeboten, ein effizienteres Anmeldeverfahren, eine bundesweit verbindliche Gebührenstaffelung sowie einen leichteren Zugang zu Informationen für Eltern. Die Ergebnisse unterstreichen die Dringlichkeit politischen Handelns, um diese Ungleichheiten abzubauen und die Potenziale von Kindern und Müttern besser zu nutzen.