Fair und gerecht Kinder erleben partnerschaftliche Verantwortung für Beruf und Familie positiv

Cover der Broschüre "Partnerschaftliche Arbeitszeiten aus Kinder- und Elternsicht "
© Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Für die qualitative Studie „Zeit für Familie und Beruf – wie Kinder und  Eltern partnerschaftliche Arbeitszeitkonstellationen erleben“  führten die Wissenschaftler:innen deutschlandweit qualitative leitfadengestützte Interviews mit 56 Eltern und 43 Kindern zwischen 6 und 14 Jahren, in deren Familien in der Regel beide Elternteile zwischen 28 und 36 Wochenstunden arbeiten und sich die Familienarbeit teilen. Ziel war es unter anderem herauszufinden, wie Kinder ihre Eltern wahrnehmen, die sich die Verantwortung für Kinder genauso teilen wie die Verantwortung, für das Auskommen der Familie zu sorgen.

„Früher, da hat nur Mama das Ganze gemacht. Morgens, mittags, nachmittags und abends. Und erst ganz spät kam der Papa und dann waren wir auch schon meistens im Bett. Und der fand es blöd, dass er uns dann nur am Wochenende richtig gut sehen konnte. Dann haben die sich halt so entschieden ... Und wir haben uns natürlich alle gefreut, dass wir dann auch mehr vom Papa hatten." (Ronja, 9 Jahre)


Kinder sehen beide Elternteile als gleichwertige Bezugspersonen

Dass beide Eltern in etwa gleich viel arbeiten und zum Familieneinkommen beitragen wird laut der Studie von den befragten Kindern als gerecht empfunden und nicht infrage gestellt. Sie bewerten Erwerbsarbeit durchgängig positiv und gehen ganz selbstverständlich von einem Recht (und einem Wunsch) beider Elternteile auf Erwerbsarbeit aus, die diesen aus ihrer Sicht auch Freude oder Abwechslung bietet. Kinder sehen bei diesem Modell beide Eltern als gleichwertige Bezugspersonen, insbesondere nehmen sie wahr, dass die Väter präsenter sind als in anderen Familien.

Die Mehrheit der Kinder ist mit der konkreten Arbeitszeitdauer und -lage der Eltern zufrieden und hat keine Veränderungswünsche. Auch mit Blick auf die eigene Zukunft wünschen die Kinder sich mehrheitlich eine partnerschaftliche Arbeitszeitkonstellation – und zwar überwiegend dahingehend, dass beide Partner möglichst exakt gleich viel arbeiten sollen. Hierfür scheint ihnen vor allem das „Versetzte Modell“ geeignet, um gleich lange Arbeitszeiten umzusetzen: Mal kommt der eine Elternteil früher nach Hause, mal der andere. Wichtig ist den Kindern dabei aber eine hohe Verlässlichkeit, etwa im Hinblick auf vereinbarte Abholzeiten.

"Immer die eine zu Hause, der andere den ganzen Tag bei der Arbeit und ich sehe ihn nur einmal kurz für fünf Minuten abends ... Ich glaube, das fände ich nicht so schön." (Mia, 9 Jahre)


Partnerschaftliche Aufteilung: Umsetzung benötigt Unterstützung

Neben den Einblicken in die Wahrnehmung der Kinder zeigt der Bericht auch, welche Maßnahmen Eltern dabei helfen, die gewünschte Partnerschaftlichkeit umzusetzen. Dazu zählen laut den Interviews unter anderem eine gut funktionierende Ganztagsbetreuung für Schulkinder, eine Änderung der betrieblichen Rahmenbedingungen für flexiblere Arbeitszeitoptionen und finanzielle Unterstützung, damit es sich auch Familien mit einem geringeren Einkommen leisten können, in einer partnerschaftlichen Arbeitszeitkonstellation mit doppelt verkürzter Vollzeit zu leben.

"Fast alle Elternteile wünschen sich, dass sie beide gemäß ihren Qualifikationen und beruflichen Zielen erwerbstätig sind und gleichermaßen zum Familieneinkommen beitragen. Sie wollen sich gleichwertig in das Familienleben integrieren und sich Betreuung und Verantwortung für den Nachwuchs teilen, auch um sich als Paar auf Augenhöhe zu begegnen. Insbesondere den Müttern ist auch der Beruf wichtig", heißt es in der Studie.