Fachkräfte-Potenzial IT-Branche braucht weibliche Talente

Frau schaut auf verschiedene Web-Symbole
© Gerd Altmann auf Pixabay

Die Digitalisierung verändert seit mehr als 20 Jahren die Arbeitswelt quer durch alle Branchen. Gesucht sind schon lange nicht mehr nur Fach- und  Führungskräfte für Software-Entwicklung und Programmierung, sondern auch Datenschutzbeauftragte und Controllerinnen und Controller sowie Fachkräfte für digitales Marketing oder für Rechtsabteilungen. Trotz der stark gewachsenen Bandbreite an Möglichkeiten haben noch immer nur vergleichsweise wenige Frauen Interesse an IT-Berufen.

Aktuell fällt der Frauenanteil in der IT-Branche in Deutschland mit 16 Prozent im internationalen Vergleich eher gering aus, heißt es in der vom Institut für Innovation und Technik (iit) erstellten Studie. In den USA und Kanada liegt der Frauenanteil mit 25,8 beziehungsweise 24,8 Prozent rund 8 Prozent höher. In Australien sind es mit 28 Prozent sogar 12 Prozent mehr Frauen. In Skandinavien liegt der Anteil bei jeweils rund 20 Prozent. Auf offene Positionen in der Internetwirtschaft und verwandten Wirtschaftszweigen sind laut Studie in Deutschland je nach Position nur rund 10 bis 20 Prozent der sich bewerbenden Personen weiblich. Auch an der Gründung von innovativen Start-ups mit vorwiegend digitalen Geschäftsmodellen sind nur gut 15 Prozent Frauen in Gründungsteams beteiligt. Bei Einzelgründungen bzw. reinen Frauenteams liegt der Anteil bei knapp 11 Prozent.

Diversität als Erfolgsfaktor für Unternehmen

Nicht nur aufgrund des Fachkräftemangels haben IT-Unternehmen ein wachsendes Interesse daran, mehr Frauen als Arbeitskräfte zu gewinnen und nachhaltig zu binden. Inzwischen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass gemischt besetzte Teams ein wichtiger Erfolgsfaktor für Unternehmen sein können. Arbeitsqualität und –leistung steigen, Innovationen werden gefördert. Diversität gilt dabei nicht nur im Hinblick auf das Geschlecht, sondern zum Beispiel auch in Bezug auf das Alter, die jenseits der IT-Branche gesammelten Erfahrungen sowie den sozialen bzw. kulturellen Hintergrund.

Weibliche IT-Talente gewinnen: Bewerberinnen gezielt abholen

Das Autorenteam der Studie empfiehlt Unternehmen als konkrete Handlungsmaßnahme unter anderem, Frauen stärker in den Fokus der Fachkräftesicherung zu rücken und direkter anzusprechen. Um gegen das männerdominierte Image der Branche anzugehen, sollten weibliche Vorbilder in der Außendarstellung in die erste Reihe geholt werden, etwa als Referentinnen bei Veranstaltungen oder auch in der Unternehmenskommunikation. Zudem sei es wichtig, weibliche Talente bereits in der Bewerberansprache gezielt abzuholen. Anforderungsprofile in Stellenausschreibungen sollten sachlich und präzise formuliert sein. Auch fachübergreifende Fähigkeiten im Bereich Kommunikation bzw. Kundenorientierung sowie Mentoring-Programme, die den Einstieg ins Unternehmen erleichtern, sind in den Vordergrund zu stellen.

Unternehmenskultur: Neues Image gefragt

Entscheidend für die Attraktivität einer Tätigkeit in der IT-Wirtschaft ist für Frauen laut der Studie, wie die Organisationskultur der Unternehmen gestaltet ist. Gefragt sind vor allem Arbeitsplätze und Arbeitszeitmodelle, die eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen. In großen Unternehmen und Konzernen würde das bereits verstärkt berücksichtigt, indem interne Netzwerke für Eltern, Karriereförderungsprogramme, Kita-Plätze oder Familienunterstützungsmodelle angeboten werden. In kleineren Unternehmen und Start-ups seien solche Maßnahmen zwar in der Regel nicht möglich, aber auch hier gebe es Ansatzpunkte, um für weibliche Fach- und Führungskräfte nachhaltig attraktiv zu sein, etwa mit größeren Gestaltungsmöglichkeiten und einer eigenständigen beruflichen Entwicklung durch flache Hierarchien.

Mädchen für Digitalisierung begeistern – Gründerinnen fördern

Gefragt sei neben den Unternehmen aber auch die Politik. Aus Sicht des Autorenteams sei es entscheidend, Bildungsangebote und Initiativen, die Mädchen und Frauen für Digitalisierung und IT begeistern und damit Stereotypen entgegenwirken, zu erweitern. Da Frauen beim Thema Gründungen ebenfalls unterrepräsentiert seien, könnten sie zum Beispiel durch spezielle Wettbewerbe gefördert sowie durch Coaching-Angebote oder Leitfäden zum Beispiel zur Ansprache von Investoren unterstützt werden. Bereits bestehende Förderungen sollten ausgebaut und die mediale Berichterstattung über weibliche Gründerinnen in der Internetwirtschaft verstärkt werden.

Wandel gestalten – Vernetzung nutzen

Die Studie bietet neben den Handlungsempfehlungen eine Vielzahl an Hinweisen auf Programme, Initiativen, Netzwerke und Handreichungen, die Personalverantwortliche nutzen können, um den Wandel in der Internetwirtschaft – hin zur Vielfalt – zu gestalten.